93. Netzpolitischer AbendApps abschätzen und digitale Zivilgesellschaft stärken

Beim netzpolitischen Abend der Digitalen Gesellschaft dreht sich diesmal alles rund um die Corona-Pandemie. Aktivist:innen berichten über Corona-Apps und dazugehörige Datenschutzfolgenabschätzungen sowie über Empfehlungen an die Politik, ein besseres digitales Ökosystem zu schaffen.

Jeden ersten Dienstag im Monat: Der Netzpolitische Abend der DigiGes in Berlin CC-BY-SA 3.0

Trotz Corona-Krise findet, wie jeden ersten Dienstag im Monat, der netzpolitische Abend der Digitalen Gesellschaft statt – diesmal rein virtuell, versteht sich. Auf dem Programm der 93. Ausgabe stehen:

  • Rainer Mühlhoff, Rainer Rehak und Kirsten Bock (wenn die Zuschaltung aus Kiel funktioniert): Datenschutz-Folgenabschätzung für Corona-Apps
    Seit einigen Wochen kreist die Diskussion um die Eindämmung der Corona-Pandemie zunehmend um den Einsatz technischer Hilfsmittel. Es wird geplant, die Pandemie durch den Einsatz von Tracing-Apps für Smartphones einzudämmen. Das kann auch als gesellschaftliches Großexperiment zur digitalen Verhaltenserfassung unter staatlicher Aufsicht verstanden werden. Rainer Mühlhoff, Rainer Rehak und Kirsten Bock berichten aus ihrer Datenschutzfolgenabschätzung und was aktuell zur Diskussion steht.
  • Julia Kloiber, Elisa Lindinger: Aus der Krise lernen – digitale Zivilgesellschaft stärken!
    In Krisensituationen zeigt sich die Bedeutung von unabhängigen und belastbaren digitalen Infrastrukturen, die es Menschen, Organisationen und Firmen ermöglichen, ihren alltäglichen Aufgaben nachzukommen. Von den Umstellungen zur Eindämmung von Covid-19 haben bislang vor allem die großen Technologiekonzerne profitiert: Die Verlagerung des Lebens in die digitale Sphäre beschert ihnen größere Marktanteile, Nutzungszahlen und Datensammlungen. Um in Krisenzeiten nicht von ihnen abhängig zu sein, braucht es ein aktives digitales Ökosystem, das echte Wahlmöglichkeiten bietet. Gemeinsam mit über 40 Organisationen aus der digitalen Zivilgesellschaft haben Julia Kloiber und Elisa Lindinger vom Superrr Lab Empfehlungen an die Politik ausgearbeitet, wie wir zu einem solchen digitalen Ökosystem kommen können. Warum es die Forderungen überhaupt braucht und wie es damit weitergehen soll, erklären die beiden auf dem Netzpolitischen Abend.

Los geht’s um 20 Uhr im Stream. Der Link wird kurz vorher über Twitter (#npa093) und auf der Seite der Digitalen Gesellschaft bekanntgegeben.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

1 Ergänzungen

  1. Bisher hat die Kontaktnachverfolgung durch menschlichen Arbeitseinsatz durchaus funktioniert, auch wenn es regional manchmal eng wurde. Angesichts der Vielen, die beruflich freigestellt wurden gibt es aber auch genügend Menschen, die dafür arbeiten könnten und das auch wollen würden.

    Die Behauptung, man könne das manuell nicht mehr bewältigen, darf man ernsthaft anzweifeln.

    Eine App auf einem sog. „Smartphone“ dürfte eine Unmenge false positives und false negatives produzieren. Solche Falschmeldungen verursachen einen sehr hohen Aufwand samt Kosten. Die Bluetooth-Technologie klingt gut. Theoretisch – aber sie wird wohl funktechnisch scheitern, weil sie sehr wahrscheinlich auch richtige positives nicht immer registrieren kann. Die Fehlerquote wird zu groß werden.

    https://www.brookings.edu/techstream/inaccurate-and-insecure-why-contact-tracing-apps-could-be-a-disaster/

    Eine wenig nützliche App kann das Vertrauen der Bevölkerung ernsthaft beschädigen. Es ist noch nicht zu spät, um auf Transparenz und Evaluation zu pochen, bevor so eine kritische App ‚viral‘ geht. Es geht weniger um Software- als vielmehr um Probleme der Funktechnik, also um Physik.

    Darüber hinaus reichen 10 Sekunden, um bei einem nahen Kontakt eine ausreichende Menge von Viren einzuatmen, um eine Infektion auszulösen. Es ist nicht nachvollziehbar, warum im Zusammenhang von mit diesen Apps immer von mehreren Minuten ausgegangen wird.

    Und das hält Bruce Schneier davon:
    „To me, it’s just techies doing techie things because they don’t know what else to do.“

    https://www.schneier.com/blog/archives/2020/05/me_on_covad-19_.html

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.